
Le petit Kohlberg – Saint-Ursanne
Grenzschlängeln in der Ajoie
So kompliziert wie der Grenzverlauf im nordwestlichen Zipfel der Schweiz, der Ajoie, ist auch der Verlauf dieser Etappe. Auf versteckten Pfaden suchen wir den Weg möglichst nahe an der Grenze. In ständigem Auf und Ab ergeben sich doch ansehnliche Höhenmeter und Kilometer. Eine Etappe, die Lust auf noch mehr Singletrails macht.
Daten
Kondition: mittel
Distanz: 95 km
Höhendifferenz: ↑ 1680 hm, ↓ 1900 hm
Zeitbedarf: 7 Std.
Technik: leicht, gut fahrbare Singletrails, Forst- und Flurwege, einzelne ganz kurze Schiebepassagen
Wegbeschaffenheit: Singletrails 25%, Wege 60%, Asphalt 15%
Beste Jahreszeit:
JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Highlights: verborgene Singletrails von Grenzstein zu Grenzstein
Sehenswert: Les Grottes de Réclère / Saint-Ursanne: Städtchen, Kloster und Stiftskirche mit Kreuzgang
Einkehr: Restaurants in Boncourt / Patisserie in Boncourt
Übernachten: Hotel de la Demi Lune Saint-Ursanne / weitere Hotels in Saint-Ursanne
Bilder
Karte
Bericht
Nach dem kurzen asphaltierten Wegstück, das wir von gestern kennen, biegen wir in einen gemütlichen Forstweg ein. Bei les Ebourbettes treffen wir auf die ersten mit Flechten bewachsenen Grenzsteine, in welche noch der Berner Bär eingemeisselt ist, eine Erinnerung daran, dass das Gebiet des Kantons Jura seit dem Wiener Kongress von 1815 bis ins Jahr 1979 zum Kanton Bern gehörte. Wir folgen dieser Grenze in unmittelbarer Nähe, meist im Wald auf gut fahrbaren Forstwegen und kurzen Singletrail Abschnitten. Erst beim Étang du Milieu bei Bonfol machen wir in der beschaulichen Ruhe dieses Morgens Rast und füttern die Schwäne mit ein paar Brotkrumen. Diese Idylle lässt uns fast vergessen, dass Bonfol durch die Chemiemülldeponie, die kaum einen Kilometer weit entfernt liegt, in die Schlagzeilen gelangte. Die Basler Chemische Industrie liess zwischen 1961 und1976 über 100‘000 Tonnen hochgiftigen Chemiemüll in einer stillgelegten Tongrube endlagern. Nach knapp sechs Jahren Arbeit war im Jahre 2016 der Aushub und die Verbrennung von über 200‘000 Tonnen verschmutztem Material zur Sanierung der Deponie abgeschlossen
Bald biegen wir nach dem Grenzstein 125 in einen lauschigen Trail der Grenze entlang ein. Wir überqueren das Bahntrassee der einstigen Bahnverbindung, welche seit 1910 Bonfol mit dem von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich gehörenden Pfetterhouse verband. 1970 rumpelte hier der letzte Güterzug durch. Ein Abstecher zum Lehrpfad Kilometer Null, wo sich während dem ersten Weltkrieg die Armeen der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs gegenüberstanden, lohnt sich für Geschichtsinteressierte
Das malerische mittelalterliche Städtchen entwickelte sich an der Stelle, wo anfangs des siebten Jahrhunderts der Eremit Ursicinus, ein Gefährte des heiligen Kolumban, gewirkt hatte. Auch Gallus, auf den die Gründung der Stadt St. Gallen zurückgeht, war ein Gefährte Kolumbans. Zurück in die Gegenwart: Noch ein Foto auf der bekannten, fast 300 jährigen Steinbogenbrücke mit der Statue des Heiligen Nepomuk und den Fassaden des mittelalterlichen Städtchens im Abendlicht und dann bei einem verdienten Panaché abklatschen auf der Terrasse des Hotels Demi Lune.