
Rifugio Pastore – Domodossola
Auf den Spuren der Walser ins Valle Ossola
Eine grossartige Biketour in wilder Berglandschaft führt uns auf einem Walserweg über den alten Pass im Herzen der Walsersiedlungen am Südfuss des Monte Rosa. Nach langen Tagen in der einsamen Bergwelt fühlen wir uns in Domodossola wie in einer Grossstadt. Die Tour ist nicht zu unterschätzen. Ein langer Aufstieg mit Schieben und Schleppen sowie eine knifflige Abfahrt mit Schiebestrecken machen sie zu einer echten Herausforderung.
Daten
Kondition: mittel bis anspruchsvoll
Distanz: 65 km
Höhendifferenz: ↑ 1300 hm, ↓ 2630 hm
Schieben/Tragen: ↑ 1000 hm, ↓ 300 hm
Zeitbedarf: 7 Std.
Technik: anspruchsvoll bis schwer, steiler zum Teil verfallenen Saumpfad und ein verblockter Singletrail
Wegbeschaffenheit: Singletrails 30%, Wege <5%, Asphalt 65%
Beste Jahreszeit:
JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Hinweise: Am Wochenende und während der Ferragosto sehr viel Verkehr auf der Strasse nach Macugnaga
Highlights: Saumpfad über den Türlerpass
Sehenswert: Gipfelpanorama über Macugnaga / Oratorio Monte Calvario oberhalb der Altstadt / Altstadt von Domodossola
Einkehr: Restaurants in Macugnaga, etwas abseits der Route, sonst keine Einkehrmöglichkeiten.
Übernachten: Mehrere Hotels in Domodossola, empfehlenswert: Hotel Eurossola
Bilder
Karte
Bericht
Über der Waldgrenze wird der Fussweg flacher und führt eine Weile genüsslich dem Hang entlang. Dann, bei der Alpe Faller, beginnt der einst sauber gemauerte und mit Natursteinen gepflästerte Weg, den die Alpini vor dem ersten Weltkrieg dem alten Walserweg folgend erstellt hatten. Damals für Saumtiere angelegt, wird er für uns auf den hochspezialisierten Bikes doch schnell zur Überforderung. Er ist so steil, dass wir nach Atem ringen, und immer wieder zwingt uns lockeres Geröll zum Schieben. Bald geben wir den Gedanken ans Fahren gänzlich auf und geben uns ergeben dem Hochschleppen des Bikes hin.
Der Saumweg windet sich in spektakulären Serpentinen den Hang empor, ist teilweise kühn an den Hang gelehnt und überquert Blockhalden in geschickt angelegten Kehren. Wir können nur staunen ob dem kunstvoll angelegten Weg, der mehr als ein Jahrhundert in weiten Teilen noch einigermassen erhalten ist.
Endlich, nach guten fast 1000 Höhenmetern Schieben und Buckeln erreichen wir etwas ausgezehrt den Colle del Turlo und werden von einer Wandergruppe argwöhnisch begutachtet. Wir können nur erahnen, dass sie im Geiste unser Erscheinen mit Redewendungen wie „nicht alle Tassen im Schrank haben“ in Verbindung bringen. Eine spektakuläre Aussicht auf dem engen Pass entschädigt uns für unsere Mühsal und der frisch in Stand gestellte Weg auf er anderen Seite verspricht herausfordernden Bikespass.
Wir setzen uns auf die Steinbank und geniessen die wohlverdienten Köstlichkeiten aus dem Proviantsäcklein. Eine Bronzetafel erinnert an ein Treffen von Walsern von nördlich und südlich des Monte Rosa hier oben im Jahre 1970.
Erst bei den verfallenen Gebäuden einer alten Goldmine beginnt ein gut fahrbarer Alpweg. Endlich in den Sattel und die Zügel schleifen lassen! Am Lago delle Fate machen wir kurz Pause und saugen die letzten Tropfen aus unseren Bidons. Bei Isella gelangen wir auf die Strasse, welche vom Valle Ossola hinaufführt zum Ferienort Macugnaga.
Der Rest bis Domodossola ist schnell erzählt. 30 Kilometer Asphalt mit 950 Höhenmetern Gefälle bis ins Valle d’Ossola. Die Fahrt ist nervenaufreibend. Heute ist Sonntag und der Rückreiseverkehr von Macugnaga ist an diesem späten Nachmittag wohl genau auf dem Höhepunkt.
Möglichst auf Nebenstrassen bringen wir die verbleibenden fünfzehn Kilometer bis Domodossola hinter uns. Kurz vor dem Ziel gelangen wir über einen steilen Maultierpfad zu einem Strässchen, das über den Rebbergen zum Oratorio Monte Calvario führt. Wir sind ziemlich ausgelaugt, und die Lust, die Fresken zu bestaunen, hält sich in sehr engen Grenzen. Also hüpfen wir die Stufen des breiten, mit Kieseln gepflästerten Stationenwegs hinunter und befinden uns bald im alten Zentrum von Domodossola. Vor einer Bar lassen wir uns in die Sessel sinken und kühlen unsere staubigen Kehlen mit einem langersehnet und wohlverdienten erfrischenden Bier.