
Domodossola – Simplon Dorf
Unterwegs auf Schmuggler- und Söldnerpfaden
Es wartet eine vielseitige Bikestrecke vom südlichen Ambiente des Val d’Ossola hinauf durch Kastanienwälder und über weite Alpen, durch eine abwechslungsreiche Bergwelt und durch Kulturlandschaften. Wir folgen Saumwegen zu verlassenen Gehöften und wilden Pfaden, welche noch vor drei Generationen von Schmugglern benutzt wurden.
Daten
Kondition: mittel bis schwierig
Distanz: 51 km
Höhendifferenz: ↑ 2750 hm, ↓ 1500 hm
Schieben/Tragen: ↑ 50 hm schieben, ↓ 0 bis 300 hm schieben
Zeitbedarf: 6 ½ Std.
Technik: mittel, zwei kurze schwierige Downhillstrecken
Wegbeschaffenheit: Singletrails 15%, Wege 20%, Asphalt 65%
Beste Jahreszeit:
JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Hinweise: Bikeverbot auf dem Wanderweg von Furggu hinunter beachten
Highlights: Spassige Singletrail-Abschnitte
Sehenswert: Gipfelpanorama, Simplon Dorf mit dem Ortsbild von nationaler Bedeutung
Einkehr: Restaurants in Bognaco und in San Lorenzo / Restaurant Bord in Zwischbergen
Übernachten: Simplon Dorf: Hotel Fletschhorn, Hotel Post und Hotel Grina
Bilder
Karte
Bericht
Nach einem Sightseeing-Abstecher durch die noch ruhigen Altstadtgassen von Domodossola biegen wir in die Strasse ein, welche ins Valle di Bognanco führt. Wir lassen uns vom GPS auf der geplanten Tour führen und zweigen bei Mocogna in die schmale Asphaltstrasse ab, welche sich in vielen Kehren und angenehmer Steigung durch den Wald hochwindet. Vor Monteossolano lässt mich der Blick auf das GPS erstarren und ein deftiger Fluch widerhallt an den Felsen. Die Route führt in einem geraden Strich senkrecht den Wald hinunter auf die Strasse im Talgrund. 300 Höhenmeter für die Katz, und das bei 2500 hm, die uns noch bevorstehen! Der Grund dafür trifft mich nochmals wie ein Schlag: Ich erinnerte mich an den Fehler beim Einzeichnen der Route, den ich aber nicht mehr korrigiert hatte. Eigentlich hätten wir 300 Höhenmeter weiter unten dem Fluss entlang talaufwärts fahren sollen.
Irene löst mich aus meiner Erstarrung: „Lass uns doch schauen, ob von Monteossolano aus ein Weg weiter führt, bevor wir zurückfahren“.
Schon am Eingang des Dörfchens lacht uns eine Infotafel entgegen, auf welcher der historische Saumweg von Domodossola über den Passo di Monscera ins Zwischbergental eingezeichnet ist. Das entspricht genau unsrem Ziel. Ein freundlicher, junger Mann bestätigt uns, dass dieser Weg grösstenteils gut fahrbar bis nach Fonti führe.
Zu unserem Glück war mir dieser Planungsfehler unterlaufen, denn nun können wir einen flowigen Singletrail erleben, der unsere Herzen höher schlagen lässt. Unterbrochen durch kurze Schiebe- und Tragepassagen erreichen wir Fonti. Seit Jahrhunderten pilgern Menschen hier hinauf, um sich vom Heilwasser kurieren zu lassen. Sehenswert sind die Bäder-Gebäude aus der Belle Époque.
Nun kurbeln wir unter der immer stärker heizenden Sonne rund 1300 Höhenmeter auf dem Asphaltsträsschen hoch, vorbei an kleinen belebten Dörfern und Weilern bis nach San Bernardo mit der hübschen Kapelle. Nach einer kurzen ebenen Strecke durch den Wald geht‘s zur Sache: Ein schmales und tückisch steiles Asphaltsträsschen windet sich in engen Kehren den Wald hoch und lässt unseren Blutzuckerspiegel auf ein bedrohliches Niveau sinken. Endlich wird die Steigung erträglich und wir pedalen auf einem rauen Fahrweg bis zur Alp Monscera.
Nach einer kurzen Rast können wir die letzte Steigung auf einem Singletrail der feinsten Art geniessen. Es stört uns auch nicht, dass wir die letzten Meter zum Pass schieben müssen. Vor uns tut sich eine überwältigende Aussicht auf, hinüber zu den Bergen des Simplongebiets. Weissmies, Lagginhorn und Fletschorn recken sich ins Blau des Himmels, wie wenn sie die wenigen Meter Unterschied in ihrer Höhe so wettmachen möchten. Nachdem wir sechs Tagesetappen früher am Col de Fenètre die Grenze zu Italien überquert hatten, sind wir nun wieder auf Schweizer Territorium.
Die ersten hundert Höhenmeter der Abfahrt sind auf dem rauen Singletrail gut fahrbar, bevor eine längere Schiebepassage auf dem Wanderweg hinunter folgt, mit unzähligen Holzträmmeln gestuft. Bei Pussetta erreichen wir den asphaltierten Alpweg und geniessen das Sausen des Fahrwindes bis hinunter ins Zwischbergental. Mit einem leckeren Birnen-Schokoladekuchen stärken wir uns im Restaurant Bord für die anstehenden 300 Höhenmeter Aufstieg auf dem Asphaltsträsschen nach Furggu.
Hier oben ist der vorgesehene Abfahrtstrail mit Verbotsschildern für Biker gesperrt, also lassen wir für 200 Höhenmeter auf dem Asphaltsträsschen die Reifen quietschen. Dann können wir auf den Bergweg einbiegen, welcher sich hier als Singletrailperle entpuppt, bis er in der untersten Steilstufe für uns Normalbiker nicht mehr fahrbar ist.
Auf einem knackigen, grasbewachsenen Weg kommen unsere Lungen nochmals für kurze Zeit so richtig in Aktion. Dann rollen wir auf einer Forststrasse aus und erreichen nach einem letzten kurzen Aufstieg Simplon Dorf, unser heutiges Etappenziel. Heute haben wir eine währschafte, kalorienreiche Mahlzeit nötig.