
Splügen - Juf
Vom Rheinwald ins Avers auf historischen Pfaden
Auf einem unüblichen Weg erreichen wir den Splügenpass, folgen der historischen Via Splüga und erreichen über einen sanften Pass das Averstal. Diese abwechslungsreiche Etappe fordert doch einige Mühen mit Schieben.
Daten
Kondition: mittel bis anspruchsvoll
Distanz: 46 km
Höhendifferenz: ↑ 0 hm, ↓ 0 hm
Schieben/Tragen: ↑ 1870 hm, ↓ 1300 hm
Zeitbedarf: 4 ½ Std
Technik: mittel, gut fahrbare Forstwege und herausfordernde Trails
Wegbeschaffenheit: Singletrails 25%, Wege 40%, Asphalt 35%
Beste Jahreszeit:
JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Highlights: Via Spluga am Splügenpass / Downhill ins Averstal
Sehenswert: Lago di Emmet
Einkehr: Restaurants in Monte Spluga / Rifugio Bertacchi / Alpenrose Innerferrera
Übernachten: In Juppa: Berghotel Turtschi und Hotel Bergalga
Bilder
Karte
Bericht
Nach kurzem Einrollen auf der Strasse zum Splügenpass zweigen wir nach der Brücke über den Parkplatz in den Fahrweg ein. Wir fahren im kühlen Morgenschatten dem Bach entlang. Zwei kurze Steilstufen treiben den Puls in die Höhe. Bald erreichen wir die Passtrasse wieder und folgen ihr bis zum Isabrüggli. Noch sind kaum Autos unterwegs. Trotzdem zweigen wir gerne in den Alpweg ein, denn das Knirschen des Kies unter den Reifen ist uns lieber als Asphalt. In angenehmer Steigung führt der Weg hinauf zur Tanazhöhi. Schotterstrecken wechseln sich mit betonierten Fahrspuren ab. Wir geniessen die weite Aussicht über das Rheinwald und machen die uns bekannten Skitourenrouten auf die umliegenden Berge aus.
Auf einem unscheinbaren, grasbewachsenen Fahrweg queren wir hinüber zu Punkt 2132, „Bi den Trög“. Und hier, wirklich bei einem Brunnentrog, verliert sich der Fahrweg und geht in einen Fussweg über. Dieser zieht sich in leichtem Auf und Ab dem Berghang entlang bis oberhalb des Berghuus an der Splügenpass Strasse. Der grosse Teil ist fahrbar, erfordert aber grosse Konzentration und Gewandtheit auf den leicht verblockten Trailabschnitten. Ab und zu finden wir Schieben angenehmer.
Dann zirkeln wir teils auf dem Trail, teils über die verblockte Alpweide steil hinunter zur alten Galerie an der Passstrasse. Die 312 Meter lange Verbauung wurde zusammen mit weiteren Galerien im Jahre 1843 erstellt, um die sichere Verbindung nach Italien auch im Winter zu gewährleisten. Wir lassen es uns nicht nehmen, durch den kürzlich renovierten Tunnel zu pedalen. Ein eindrückliches Erlebnis! Bald öffnen wir das Holztor, welches das obere Portal abschliesst. Das gleissende Sonnenlicht umarmt uns wieder, und nach wenigen Minuten stehen wir am Grenzstein auf der Passhöhe, datiert mit dem Jahr 1865.
Wir wählen nun für die Abfahrt den historischen Saumweg, die Via Spluga. Auf dem ersten Abschnitt ist der Weg mit der Rundsteinpflästerung sehr gut erhalten und gut fahrbar. Dann, nachdem wir die Passstrasse überqueren, ist nur noch ein Bergwanderweg vorhanden. Der grössere Teil ist gut fahrbar. Einige knifflige Stellen erfordern eine gute Fahrtechnik und auch kurze Schiebestrecken sind kaum zu vermeiden. Insgesamt ein lohnender Trail mit herrlichem Blick auf den Lago die Monte Spluga.
In Montespluga strahlen die stattlichen Susthäuser an der Strasse mit ihren farbigen Fassaden einen Hauch südlicher Ambiente aus. Wir räkeln uns in einen der Lehnstühle vor dem Albergo della Posta und geniessen einen rustikalen Käse-Fleisch-Teller mit schmackhaftem Brot verschiedener Sorten.
Auf 2106 m.ü.M zweigt ein Bergweg rechts ab. Unsere Herzen schlagen höher, denn ein feinster Trail empfängt uns und führt ohne Steigung dem Hang entlang – um abrupt vor einem Blockfeld zu enden. Ab jetzt gibt es nur einzelne kurze fahrbare Stellen auf dem ausgesetzten Pfad bis zum Lago Emet. Eingebettet in grüne Weiden und durch eine Gletschermoräne aufgestaut spiegelt sich das tiefe Blau des Himmels im klaren Bergsee. Bei den verlassenen Alpgebäuden machen wir Rast fülle unsere Bidons am plätschernden Brunnen und geniessen den geschenkten Augenblick in der anmutigen Bergwelt.
Die gut 200 Höhenmeter zum Pass da Niemet sind leicht, allerdings nicht fahrbar. Auf der Passhöhe eröffnet sich uns ein eindrücklicher Blick durch das Val Niemet hinüber zum Piz Grisch oberhalb Innerferrera. Hach dem obligaten Fotoshooting – natürlich mit Grenzstein – machen wir uns bereit für die Singletrail Abfahrt. Sie erweist sich als recht schwierig, und wir schieben unser Bike mehr als die halbe Strecke. So haben wir umso mehr Zeit, die lieblich raue Landschaft in uns aufzunehmen, und das Rauschen der Bäche lässt uns in unsere Bergwelt-Träume versinken.
Bald erkennen wir unweit vor uns die Alp Niemet und die Fahrstrasse, welche bis zur Wasserfassung führt. Eindrücklich oder besser gesagt erschreckend, wie die vielen Wasser, die sich im rauschenden Bergbach vereinten nach der Wasserfassung als armseliges Rinnsal zwischen ausgewaschenen Felsen talwärts gurgeln.
Auf dem feinen Alpsträsschen lassen wir unseren Bikes freien Lauf durch das liebliche Tal auswärts. Bald haben wir die Waldgrenze erreicht und der Fahrweg führt in steilen Kehren hinunter nach Innerferrera. Schwer liegt die Mittagshitze über dem Asphalt des Dorfplatzes. Wir suchen Zuflucht im Schatten des Restaurants Alpenrose und füllen unseren Energietankt wieder auf.
Nun steht noch der Pflichtteil des heutigen Tages bevor: 16 Kilometer und rund 650 Höhenmeter Asphaltstrasse aufwärts nach Juppa. Lediglich die Tunnels bei Punt da Val di Lei umfahren wir auf dem alten Fahrweg. Nach Campsut verlassen wir den Asphalt und fahren auf einem hübschen Waldweg bis nach Cröt und dann die alte Strasse bis zur ersten Kehre empor.
Auf der Terrasse der Berghotels Turtschi lassen wir den Tag ausklingen.