
Juf– Chiareggio
Auf herausfordernden Bergpfaden und auf den Spuren der Römer
Eine sehr strenge und anspruchsvolle Etappe mit langen Tragestrecken, welche entschädigt werden durch fantastische Ausblicke in der abwechslungsreichen Bergwelt. Der Downhill auf dem Saumpfad des Septimerpasses, ein Muss für ambitionierte Biker, begeistert ebenso, wie die rassige Abfahrt hinunter nach Chiareggio.
Daten
Kondition: anspruchsvoll
Distanz: 36 km
Höhendifferenz: ↑ 1820 hm, ↓ 2220 hm
Schieben/Tragen: ↑ 1100 hm, ↓ 200 hm
Zeitbedarf: 6 Std.
Technik: schwer
Wegbeschaffenheit: Singletrails 55%, Wege 30%, Asphalt 15%
Beste Jahreszeit:
JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Highlights: Septimerpass / Downhill nach Chiareggio
Sehenswert: Lägh da Cavloc
Einkehr: Restaurants in Maloja / Restaurant Cavloccio am Lägh da Cavloc
Übernachten: Chiareggio: Albergo Genzana / Hotel Gembro / Albergo Locanda Pian del Lupo
Bilder
Karte
Bericht
Frisch, und nicht ahnend, was dieser Tag noch alles von uns abverlangen würde, beginnen wir, unsere Bikes den steiler werdenden Bergsteig empor zu schieben und zu tragen. Immer enger winden sich die Serpentinen die Grashalde hoch. Ab und zu gönnen wir uns eine Verschnaufpause, um den weitschweifenden Blick über das Averstal zu geniessen, auf dessen Weiler die ersten Sonnenstrahlen fallen. Nach 450 Höhenmetern können wir aufatmen: Unterhalb der Fuorcola da la Valletta zieht sich der Weg leicht abfallend auf einer Geländeterrasse südwärts dem Berg entlang und lädt uns ein, in die Pedalen zu klicken. Bald jedoch vermiesen uns Felsklöcke den Fahrspass. Nach weiteren gut 100 Höhenmetern mit Scheiben und Tragen stehen wir auf der 2672 m hohen Forcellina und geniessen die Aussicht auf die Bergspitzen des Oberhalbsteins, welche aus dichtem Nebel emporragen.
Bald schon zirkeln wir auf dem süffigen Trail hinunter Richtung Septimerpass, vorbei an den idyllischen Leg da Sett. Flowige Weglein wechseln ab mit verblockten Passagen, welche unsere volle Konzentration erfordern und uns zuweilen für einige Meter aus den Pedalen zwingen.
Bei der Tgesa da Sett füllen wir unsere staubtrockenen Bidons und stärken uns mit einem Riegel für den Downhill auf dem mittelalterlichen Saumpfad, welcher der Route des einstigen Römerweges folgt. Der Septimer war bis Ende des 17. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Nord – Süd Verbindungen über die Alpen und entsprechend gut ausgebaut. Als 1820 die Fahrstrasse über den Julier gebaut wurde, geriet der Septimer völlig ins Abseits. Heute steht er auf der „Muss-Liste“ jedes Allmountainbikers.
Der mit groben Steinen gepflästerte Weg ist auf weiten Strecken gut erhalten. Wir sind froh um unsere Fullies, welche verhindern, dass wir auf dem ruppigen Downhill noch mehr durchgeschüttelt werden. Abgesehen von ganz kurzen Passagen ist der Weg für gute Biker durchwegs fahrbar. Konzentriert folgen wir dem Plasterband, um bei der eindrücklichen mittelalterlichen Steinbogenbrücke einen Fotostopp einzuhalten.
Bald windet sich der Weg in engen Serpentinen am Rande des Bachtobels talwärts, um sich dann nochmals sanft dem Hang entlang zu ziehen bis zum Fahrweg, welcher als Zufahrt zur Alp Maroz Dora dient. Nun lassen wir den Bikes freien Lauf auf dem Weg talauswärts, der dann aber bald steil nach Casaccia hinunter führt. Oberhalb des Dorfes zweigen wir auf einen verträumten Wiesentrail ab und gelangen hinüber zur Kirchenruine San Gaudenz.
Nach dem Dorf Maloja geniessen wir den fein gekiesten Wanderweg, welcher uns hinüber führt zum Fahrweg Richtung Lägh da Cavloc. Durch lichten Wald und urchige Moorvegetation erreichen wir über einige knackige Rampen den lieblich eingebetteten See, der uns zur Rast einlädt. Ein kühlendes Bad bleibt uns verwehrt, denn Badeuntensilien führen wir leider nicht mit, und ohne scheint uns doch ewas provokativ unter alle den vielen Leuten, die das Ufer säumen.
Unsere Hoffnung, noch bis Plaun Canin pedalen zu können, endet jäh hinter der Hütte der Alp Cavloc. Der verblockte Pfad ist nur abschnittweise fahrbar.
Nachdem wir das Brücklein vor Plaun Canin überquert haben, geht es zur Sache: Der Murettopass ist steil, verblockt und steigt 600 Höhenmeter auf etwa drei Kilometern. Das Unterfangen kostet uns den letzten Tropfen physischer und mentaler Kraft. Zusammen mit dem Valletta werden wir heute unser Bike gute 1100 Höhenmeter hinaufgeschleppt haben! Doch wir sind guten Mutes, denn die Abfahrt nach Chiareggio verspricht puren Bikespass. Hungrig und nicht ohne Stolz auf unsere Leistung knabbern wir auf dem 2562 Meter hohen Murettopass am kärglichen Rest der Nussmischung.
Schon die ersten Meter auf dem feinen Pfad lassen Downhillgefühle aufkeimen. Doch die Freude währt nur kurz. Der Weg verwandelt sich bald in ein verblocktes, steiles, schotteriges Abenteuer. Auf einigen Strecken ist fahren unmöglich, die anderen Abschnitte erfordern die volle Konzentration und den Rest unserer Energie. Einzig der traumhafte Anblick des vergletscherten Monte Disgrazia hebt die Stimmung etwas.
Endlich, auf etwa 2100 Metern verwandelt sich der ruppige Pfad in ein einladendes Alpsträsschen, welches mal sanft und lieblich, mal steil und ruppig talauswärts hinunter nach Pian del Lupo führt. Beim fahrenden Früchtehändler ergattern wir ein paar Bananen und Aprikosen, um den grössten Hunger zu stillen.
Nach einem weiteren Kilometer sind wir am Ziel: Albergo Genziana in Chiareggio. Die Dusche lässt unsere Lebensgeister langsam wieder auferstehen und das grosse Panaché trägt das seinige dazu bei, dass wir beim Nachtessen wieder guten Mutes sind und über die Strapazen des Tages schmunzeln können.