
Sfazù – Stilfserjoch
Auf wilden Trails zum zweithöchsten Strassenpass der Alpen
Eine konditionell herausfordernde Etappe in wildromantischer Gebirgslandschaft. Anstrengende Aufstiege werden belohnt mit imposanten Downhills auf Singletrails und Militärwegen. Immer wieder eröffnen sich atemberaubende Ausblicke.
Daten
Kondition: mittel bis anspruchsvoll
Distanz: 63 km
Höhendifferenz: ↑ 2500 hm, ↓ 1370 hm
Schieben/Tragen: ↑ 400 - 500 hm, ↓ 0 hm
Zeitbedarf: 6 – 7 Std
Technik: mittel
Wegbeschaffenheit: Singletrails 25%, Wege 55%, Asphalt 20%
Beste Jahreszeit:
JanFebMärzAprilMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Highlights: SüffigeTrails hinunter nach Livigno und zum Lago di Sam Giaccomo / Trail hinunter zur Umbrailpass
Einkehr: Forcola di Livigno / Restaurants in Livigno / Ristoro Val Alpisella, Ponte delle Capre
Übernachten: Verschiedene Hotels auf dem Stilfserjoch
Bilder
Karte
Bericht
Der Ausflugsverkehr nimmt je länger le mehr zu, und wir sind froh, dass wir die Forcola di Livigno bald erreicht haben. Am lieblichen Seelein oberhalb des Passes gönnen wir uns eine Verschnaufpause.
Was nun folgt, übertrifft alle unsere Erwartungen: Ein neu gebauter Singletrail führt in einigen Serpentinen vom Pass direkt die Steilstufe hinunter. Wir stürzen uns in die Tiefe und finden uns bald auf einem lauschigen Alpweg. Wir lassen unseren Bikes freien Lauf bis zur Alpe Vago. Nach einem weiteren Stück Alpweg befinden wir uns unverhofft auf einem lieblichen Trail, der sich durch den Wald und über Weiden schlängelt. Unser Herz jauchzt! Nur zu bald verlassen wir den Trail, um in Livigno unseren Proviant zu ergänzen.
Es folgt nun eine anstrengende Strecke auf dem Wander- und Fahrradweg zum Ausflugsrestaurant Ponte delle Capre. Heerscharen von Spaziergängern, Bikern jeder Couleur und Kinderwagen schiebende Eltern sind unterwegs in beiden Richtungen. Ganz Italien scheint hier die Bergsonne zu geniessen. Vorsichtig schlängeln wir uns zwischen den Menschgruppen durch.
Nach Ponte delle Capre wird es schlagartig ruhig, nur wenige Wanderer und Biker sind auf dem Saumweg zum Passo di Valle Alpisella unterwegs. Der Kies knirscht unter den Reifen, als wir den teilweise sehr steilen Weg hinaufkurbeln. Zum Glück führt das steilste Stück durch schattenspendenden Wald. Ein lieblicher Bergsee grüsst uns kurz vor der Passhöhe. Unsere Bidons sind bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt, und durstig bitten wir in der nahen Alphütte um Wasser.
Nun folgt ein fahrtechnisch langweiliger Abschnitt. Die breite staubige Piste führt den beiden Seen entlang und erlaubt uns, kräftig in die Pedale zu treten. Bald zweigt der Alpweg ab, der durch das wilde Valle Forcola zur verlassenen Baita di Forcola empor führt. Der Weg ist gut fahrbar, einige steile Rampen bringen uns aber zum Schwitzen. Weit hinten im Tal können wir nun am Horizont die Bochetta di Forcola erkennen. Noch trennen uns 450 Höhenmeter. Der einst gut ausgebaute Militärweg ist auf weiten Strecken verfallen, ausgewaschen und mit grobem Geröll bedeckt. Die Müdigkeit setzt sich immer mehr in unseren Oberschenkeln fest, und so schieben wir einen grossen Teil des Aufstieges. Endlich: Wir lagern auf der Forcola, ziehen uns eine warme Jacke und Knielinge über und studieren den Trail, der uns dem Berghang entlang zum Pass Umbrail führen wird.
Nach den ersten zwei Serpentinen im steilen Hang mutiert er zu einem Trail vom Feinsten: Erdig, gutmütig und fast durchwegs bequem fahrbar. Unsere Stimmung klart schnell auf und wir kosten die gut vier Kilometer in vollen Zügen aus. Abrupt erwachen wir aus dem Trail Rausch, als dieser an der Umbrail Strasse knapp vor der Landesgrenze endet.
Was nun noch folgt ist wenig erwähnenswert. Wir kurbeln knapp 300 Höhenmeter die langweilige Passstrasse hoch zum Stilfserjoch. Die Strapazen des Tages haben nun endgültig ihre Spuren hinterlassen. Müde kämpfen wir uns in der Abendsonne die Kehren hoch und schauen entgeistert, wie sich die Höhenmeter auf dem Bordcomputer nur in Zeitlupe addieren.
Das muffige Hotelzimmer trägt auch kaum dazu bei, unsere Befindlichkeit zu verbessern. Und trotz aller Strapazen sind wir stolz, diese Etappe so problemlos gemeistert zu haben.